Keywords / Selbstverletzung

Wiederholte Selbstverletzung ist ein ernstzunehmender Hinweis auf seelisches Leiden und nonverbaler Ausdruck psychischer Probleme. Für Personen, die sich selbst verletzen, sind Wörter kein angemessener Ausdruck ihrer Emotionen. Wenn die Anspannung unerträglich wird, ist die Selbstverletzung das Mittel ihrer Wahl, um wieder ein emotionales Gleichgewicht her zu stellen. Der zugefügte Schmerz wird kaum gespürt, dafür aber das Nachlassen der Anspannung. Die Ausschüttung von Endorphinen verstärkt dies. Auch wenn sich die Betroffenen meist für ihr selbstverletzendes Verhalten schämen, hilft es ihnen sehr wirkungsvoll, unerträgliche innere Anspannungen zu überwinden. Bis zu 94% der Befragten berichten, sich nach der Selbstverletzung – zumindest kurzfristig -„besser“ gefühlt zu haben.

Als häufigste Motive für die Selbstverletzung werden von den Betroffenen die Beendigung negativer Gefühlszustände und unangenehmer Spannungszustände genannt.

Im Umgang mit betroffenen Personen ist es wichtig, sich klar zu machen, dass Selbstverletzung immer ein Hilferuf für seelisches Leid ist! Um dem gerecht zu werden gilt es, Verständnis zu entwickeln, Unterstützung anzubieten und das Selbstwertgefühl der Betroffenen zu stärken. Die Selbstverletzung wird aus der Außenperspektive aber oft als manipulativ, nach Aufmerksamkeit suchend oder als Erpressungsversuch wahrgenommen, schließlich wäre es ja eine „bewusste“ Entscheidung sich selbst zu verletzen.

Das kontinuierlich falsche Verständnis der Selbstverletzung und die damit häufig verbundenen Vorwürfe und Drohungen führen in der Regel zu einer immer stärkeren Isolation der Betroffenen und einer Verschlimmerung der Symptomatik.

In der Psychotherapie wird es möglich diese nonverbale Ausdrucksweise besser zu verstehen, Gefühle klarer zu spüren, zu verbalisieren und Alternativen zum Spannungsabbau zu entwickeln. Durch Empathie und wertschätzendes Verstehen ist es den Betroffenen möglich zunehmend aus ihrer Isolation und Entfremdung herausfinden. Allmählich wird das eigene innere Erleben zugänglicher, eigene Bewertungskriterien werden entwickelt und das ,Selbst' kann sich in eine heilende Richtung verändern.

Die häufigste, absichtliche Selbstverletzung bei Jugendlichen ist das „Schneiden“ oder „Ritzen“ der Haut. Auch Verbrennungen sowie Verätzungen der Haut sind häufig. Weitere Formen sind die Manipulation von Wunden, Schlagen und Quetschen der Haut und das Beibringen großflächiger Kratzspuren. Am häufigsten verletzt werden Arme und Beine.

Zurzeit ist selbstverletzendes Verhalten keine eigenständige, psychische Störung, sondern im ICD-10 als „Handlung mit Selbstbeschädigung“ ein diagnostisches Kriterium für eine Persönlichkeitsstörung vom Borderline Typus. Häufig beschrieben wird Selbstverletzung auch als Symptom bei Traumatisierungen, Depression, Angststörungen und Zwangsstörungen.

Eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Thema Selbstverletzung können sie der beigefügten Arbeit entnehmen. Aus Rücksicht auf laufende Therapien wurden die darin enthaltenen Fallbeispiele entfernt.
Abschlussarbeit.pdf

Auf folgenden Internetseiten finden sie weiterführende Informationen zum Thema Selbstverletzung:
www.rotelinien.de
www.rotetraenen.de
www.versteckte-scham.de

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